Frühjahr und Sommer als aktivste Zeckenmonate - das war einmal, mittlerweile plagen die Übeltäter Mensch und Tier auch im Winter. Die Auwaldzecke, auch bekannt als Winterzecke, hat nämlich ihr Revier bis nach Nordeuropa deutlich erweitert. Galt diese Zeckenart früher eher als Reisesouvenir aus südeuropäischen Ländern, ist sie mittlerweile Stammgast in Deutschland bis hin nach Südlettland.
An ganzjähriger Zeckenprophylaxe kommt man nicht vorbei
Dermacentor reticulatus wird die kälteresistente Buntzecke in Fachkreisen bezeichnet und ist eine von 35 Zeckenarten der Gattung Dermacentor. Braun und vollgesogen bis zu 16 Millimeter groß ist sie nicht nur größer als der gemeine Holzbock, sie ist auch Überträger von zahlreichen Krankheiten. Hundemalaria über Pferdepiroplasmose bis hin zum Q-Fieber, einer Erkrankung ohne zugelassenen Impfstoff, soll die Winterzecke auch Erreger der so gefürchteten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Tierheilpraktikerin Dunja Wardecki warnt: „Ein Impfschutz sowie ganzjährige Zeckenprophylaxe sind heute wichtiger denn je.“
Studie zeigt deutliche Ausbreitung
Laut der Studie „Die räumliche Verteilung von Dermacentor-Zecken (Ixodidae) in Deutschland - Nachweis einer kontinuierlichen Verbreitung von Dermacentor reticulatus“ aus September 2020 hat sich die Winterzecke in den letzten 50 Jahren in Deutschland erheblich ausgebreitet. Fand man die Blutsauger in den 60er Jahren im Osten Deutschlands, bewohnen sie mittlerweile alle Bundesländer und das ganzjährig.
Als Ursache für die weite Verbreitung sehen Forscher den Klimawandel. Da es auch in Nordeuropa zunehmend wärmer wird, freuen sich alle Zeckenarten über die milden Temperaturen. Zwar bevorzugt auch die Winterzecke Temperaturen um die 20 °C-Marke, durch ihre Kältetoleranz überlebt sie aber auch Winter um den Gefrierpunkt.
Zudem sind Zecken im Allgemeinen anpassungsfähiger geworden. So wundert es nicht, dass sie sich bereits bei 4 °C+ auf die Suche nach möglichen Wirten machen. Selbst im Gefrierfach bei -12 °C bleiben die Plagegeister einige Tage aktiv.
Hunde und Pferde als beliebte Wirte
Als Endwirt sucht sich die Winterzecke mit Vorliebe Hunde, Pferde, Rinder oder auch Füchse aus. Menschen bleiben bisher überwiegend verschont und werden nur in Ausnahmen gebissen.
Für Tierbesitzer, vor allem von Hunden und Pferden, heißt es nun umdenken. Während die meisten Tierhalter erst ab März spätestens April an den Zeckenschutz ihrer Tiere denken, zeigt die Ausbreitung der Winterzecke, dass auch die Wintermonate mit einbezogen werden sollten.
Die Winterzecke ist deutlich aggressiver
Im Gegensatz zu dem eher passivem Holzbock, der durch Ortung mit dem Hallerschen Organ bei direktem Körperkontakt den Wirt befällt, haben Förster beobachtet, dass die Winterzecke aktiv die Beute sucht und sich nach der Ortung eines möglichen Wirts aggressiv auf ihn zubewegt. Dieses Verhalten ist bisher vor allem von tropischen Schildzecken bekannt.
Als Lebensraum favorisieren die Plagegeister feuchte Gebiete wie Moore, Feuchtwiesen aber auch brach liegende offene Flächen sowie Wiesen und Wälder.
Möchtest Du Deinen Vierbeiner vor einer Infektion mit Hundemalaria oder der weit verbreiteten Borreliose durch Zecken schützen, empfehlen wir Dir Zeckenmittel ganzjährig anzuwenden und das Immunsystem Deines Tieres zu stärken. Denn starke Abwehrkräfte schützen den Vierbeiner von innen heraus vor Zecken und machen ihn für die Übeltäter unattraktiv.