Wenn Deine ältere Katze unruhig oder gar aggressiv wird, übermäßigen Haarausfall hat und Gewicht verliert, könnte das an der Schilddrüse liegen. Eine Überfunktion der Schilddrüse ist die häufigste hormonelle (endokrine) Erkrankung der Katze und trifft meistens ältere Katzen ab einem Alter von 8 Jahren, aber auch jüngere Tiere können erkranken.
Die Schilddrüse sitzt am Hals unterhalb des Kehlkopfes und liegt bei unseren Haussäugetieren zweigeteilt rechts und links der Luftröhre. Die von ihr produzierten jodhaltigen Schilddrüsenhormone T3 und T4 spielen eine wichtige Rolle für den Energiestoffwechsel und das Wachstum einzelner Zellen und des gesamten Organismus. Sie erhöhen Herzfrequenz und Blutdruck ebenso wie die Körpertemperatur, die Schweißproduktion, die Darmmotorik und die Erregbarkeit von Nervenzellen. Deshalb wird die Schilddrüse auch oft als Kraftwerk des Körpers bezeichnet.
Werden Schilddrüsenzellen zerstört und dadurch zu wenig Hormone produziert, entsteht eine Schilddrüsenunterfunktion, die „Hypothyreose“. Werden hingegen zu viele Hormone ausgeschüttet (z. B. durch den Einfluss eines Schilddrüsentumors), spricht man von einer Überfunktion, der „Hyperthyreose“.
Merke: Katzen bekommen in der Regel eine Schilddrüsenüberfunktion während Hunde eher an Schilddrüsenunterfunktion leiden!
Was ist die Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen?
In etwa 98 % der Fälle sind gutartige Wucherungen von Schilddrüsengewebe die Ursache einer Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen. Häufig handelt es sich dabei um eine sogenannte „adenomtös - multimoduläre Hyperplasie", bei der winzige Knötchen in beiden Schilddrüsenlappen entstehen, sodass sich die Schilddrüse insgesamt vergrößert. Etwas seltener entsteht die Wucherung in Form einseitiger gutartiger Tumore (Schilddrüsenadenome). Nur sehr selten liegt bei Katzen ein bösartiger Tumor vor. Eine Vergrößerung der Schilddrüse führt zu einer vermehrten Produktion an Schilddrüsenhormonen.
Was diese Adenome auslöst, ist bislang noch nicht wirklich geklärt. Einen Einfluss könnten Ernährung und Umwelteinflüsse, aber auch genetische Faktoren haben. Die Fütterung von kommerzieller Katzennahrung stellt laut Studien einen Risikofaktor für die Entstehung der Krankheit dar, was auf den hohen Gehalt an schilddrüsenvergrößernden Substanzen wie Soja Isoflavone oder Phthalate zurückgeführt wird. Daneben sind auch Umweltfaktoren wie die Verwendung bestimmten Katzenstreus möglicherweise an der Krankheitsentstehung beteiligt. Ebenfalls als Verdächtige werden Flammschutz-Chemikalien wie Diphenylether in Wohntextilien, Teppichen und Möbeln gehandelt. Obwohl die Verwendung von Diphenylether schon vor einiger Zeit in der EU verboten wurde, gibt es sicher noch reichlich Einrichtungsgegenstände, die den Stoff enthalten. Zudem findet er sich nach wie vor häufig in Importwaren von außerhalb der EU.
Welche Symptome zeigen Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion?
Die ersten Anzeichen werden von den Katzenbesitzern oftmals nicht als Krankheit wahrgenommen, sondern eher als Zeichen von Gesundheit. Die zunehmend vermehrte Aktivität der alten Katze, verbunden mit dem gesteigerten Appetit, erinnert an die junge, heranwachsende Katze. Oft wird die Katze erst dann dem Tierarzt vorgestellt, wenn sie bei erhöhtem Appetit und erhöhter Futteraufnahme an Körpergewicht verliert und andere Anzeichen wie vermehrter Durst (Polydipsie) und vermehrter Urinabsatz (Polyurie) hinzukommen. Auch der vermehrte Haarausfall zählt zu den unspezifischen Symptome und wird häufig als Fellwechsel abgetan.
Typische Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen sind:
- Ruhelosigkeit
- Hyperaktivität
- Erhöhte Herzfrequenz und Bluthochdruck
- Deutlich erhöhter Appetit
- Gewichtsverlust bis hin zur extremen Abmagerung
Die Überproduktion an Schilddrüsenhormonen T3 (= Trijodthyronin) und T4 (= Thyroxin) und damit ihre vermehrte Abgabe in das Blut führt zu einem Anstieg des Stoffwechsels in jeder einzelnen Körperzelle der Katze. Das erhöht den Energieverbrauch jeder Zelle, was wiederum dazu führt, dass die Katze mit Schilddrüsenüberfunktion deutlich mehr Futter aufnehmen muss, um genügend Energie bereitstellen zu können. Mit Fortschreiten der Erkrankung wird es für die Katze zunehmend schwieriger, den Energiebedarf durch die Futteraufnahme zu decken. So kommt es schließlich zum Gewichtsverlust. Die Abmagerung der Katze trotz guten Appetits ist das auffälligste Zeichen für eine Schilddrüsenüberfunktion.
Weitere häufig auftretende Symptome:
- Großer Durst
- Häufiger Urinabsatz
- Fellveränderungen wie Haarausfall, kahle Stellen und glanzloses, stumpfes Fell
- Erbrechen
- Durchfall
- Aggressivität
- Übermäßiges oder vermindertes Fellpflegeverhalten
- Schwäche und Lethargie
- Schädigung der Nieren
- Schädigung der Augen
- Schädigung des Herzens
- Bis hin zu Appetitlosigkeit im fortgeschrittenen Stadium
Wie diagnostiziert der Tierarzt eine Schilddrüsenüberfunktion?
In den meisten Fällen kann der Tierarzt eine vergrößerte Schilddrüse am Hals der Katze ertasten. Eine gesunde Schilddrüse ist bei der Katze normalerweise nicht tastbar.
Um eine sichere Diagnose zu erhalten, sollte der Tierarzt eine Blutuntersuchung durchführen, denn bei fast allen Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion lässt sich eine zu hohe Konzentration des Schilddrüsenhormons T4 (Thyroxin) im Blutserum nachweisen. In manchen Fällen gestaltet sich die Diagnose schwieriger, weil der T4-Wert nur leicht erhöht oder sogar im Normalbereich liegt. Deuten trotzdem alle anderen Symptome auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin, kann entweder die T4-Bestimmung nach einiger Zeit wiederholt werden oder es kann freies T4 (fT4) und TSH im Blutserum bestimmt werden.
Aufgrund der häufig bestehenden Begleiterkrankungen ist es auch sinnvoll ein großes Blutbild und ein Serumprofil anzufertigen, um beispielsweise die Leber- und Nierenfunktion und auch das Herz zu überprüfen. Wenn dann der Verdacht besteht, dass auch andere Organe in Mitleidenschaft gezogen worden sind, könnte eine Röntgenaufnahme notwendig sein, oder zur Beurteilung der Organe im Bauchraum ein Ultraschall gemacht werden.
Welche Möglichkeiten der Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion bei Katzen gibt es?
In der Regel ist eine Schilddrüsenüberfunktion gut behandelbar. Bleibt die Erkrankung jedoch unerkannt und wird nicht behandelt, verschlimmert sich der Zustand der Katze.
Die häufigste Therapie bei einer Schilddrüsenüberfunktion besteht aus der lebenslangen Gabe von Thyreostatika. Das sind Medikamente, welche die Bildung von T4 und T3 stören, indem sie den Einbau von Jod blockieren. Sie unterdrücken also lediglich die Erkrankung und bei Absetzen der Medikamente treten vorher vorhandene Symptome wieder auf. Thyreostatika für die Katze sind in Form von Tabletten oder einer Salbe, die in die Ohrmuscheln aufgetragen und einmassiert werden kann, erhältlich. Um anfängliche Nebenwirkungen oder negative Auswirkungen auf die Nieren zu vermeiden wird die Therapie häufig mit einer niedrigen Dosierung begonnen. Sind die Blut- und Urinwerte in Ordnung, wird die Dosis nach zwei bis drei Wochen schrittweise erhöht.
In bestimmten Fällen kann die Schilddrüse auch operativ entfernt werden. Die chirurgische Entfernung der Schilddrüse ist zum Beispiel bei Katzen mit einem bösartigen Schilddrüsentumor sinnvoll. Allerdings nur so lange noch keine Metastasen gebildet wurden. Der Eingriff sollte in einer spezialisierten tierärztlichen Klinik erfolgen und die Katze danach einige Zeit in der Klinik überwacht werden, denn es können verschiedene Komplikationen auftreten. Die häufigste Komplikation ist ein (meist vorübergehender) lebensbedrohlicher Kalziummangel, der entsteht, weil die Nebenschilddrüsen mit entfernt wurden (nur bei großen Schilddrüsentumoren) oder sich noch von dem Eingriff erholen müssen. Müssen beide Schilddrüsenlappen entfernt werden, entsteht durch die Operation eine Schilddrüsenunterfunktion und die Katze benötigt lebenslang Schilddrüsenhormone in Tablettenform.
Eine weitere Möglichkeit stellt die Radiojod-Therapie dar. Hier wird der Katze radioaktives Jod verabreicht. Dieses zerstört das Schilddrüsengewebe. Nachteil: die Katze muss dazu eine Zeit lang in einem speziellen Raum isoliert gehalten werden, da sie „radioaktiv strahlt“. Exkremente müssen als Sondermüll entsorgt werden. Nur dafür geschultes und geschütztes Personal darf sich um die Tiere kümmern. Für Katzen mit metastasierenden bösartigen Tumoren, die zwar nur sehr selten vorkommen, ist die Radiojodtherapie die einzige Chance, die Erkrankung zu überleben.
Was muss ich bei einer medikamentösen Behandlung mit Schilddrüsenhormonen beachten?
- Gib die Schilddrüsentabletten möglichst immer zur selben Tageszeit.
- Verabreiche die Tablette entweder immer mit Futter oder immer ohne, nicht mal so mal so.
- Wenn Du einmal eine Tablette vergessen hast, ist das normalerweise nicht schlimm. Führe die Behandlung am nächsten Tag ganz normal weiter. Steht allerdings eine Blutuntersuchung an, muss der Tierarzt informiert werden, dass eine Tablette ausgelassen wurde. Der Untersuchungstermin sollte eventuell verschoben werden.
- Achte darauf, ob die Katze ganz symptomfrei ist, oder ob vielleicht nach einiger Zeit wieder Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten. Dann sollten die Schilddrüsenwerte erneut überprüft und eventuell die Medikamentendosis anpasst werden.
- Zeigt Deine Katze Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion, wie Mattigkeit, Appetitlosigkeit, übermäßige Gewichtszunahme oder Haarausfall, ist die Medikamentendosis vermutlich zu hoch. Stell in diesem Fall Deine Katze nochmals Deinem Tierarzt vor.
Selten können die Schilddrüsenmedikamente Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit oder Erbrechen verursachen. Meist treten sie nur kurz am Anfang der Behandlung auf und sind harmlos. Sollten die Nebenwirkungen jedoch anhalten, muss eventuell die Dosierung angepasst oder das Medikament abgesetzt werden. Vereinbare dann am besten einen Termin bei Deinem Tierarzt.
Unterstützende Ernährung bei Schilddrüsenüberfunktion
Mittlerweile wurde jodfreies Futter entwickelt, das in der Theorie funktioniert. Praktisch wird es aber schwieriger, da die Katze bis an ihr Lebensende kein anderes Futter erhalten darf. Somit ist das jodfreie Futter bei Schilddrüsenüberfunktionen besonders für Freigänger, die Beutetiere fangen und damit Jod aufnehmen, kaum eine Option.
Bei der Nahrungswahl solltest Du darauf achten, dass kein Schlund-, Stichfleisch oder Geflügelhälse verwendet werden. Denn diese können Schilddrüsengewebe enthalten und die Therapie schwieriger gestalten. Auch bei der Nahrungsergänzung solltest Du auf eher jodärmere Produkte achten.
Oftmals werden Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion wählerisch, was die Nahrung anbelangt. Gute, gesunde Nahrung, wenn möglich Feuchtnahrung, trägt viel zur guten Lebensqualität bei.
Können naturheilkundliche Methoden Deine Katze unterstützen?
Komplementäre Methoden wie Phytotherapie und Homöopathie helfen das Wohlbefinden Deiner Katze zu steigern und die Symptome und Begleiterscheinungen zu mildern. Sie können immer ergänzend und unterstützend zur Schulmedizin, allerdings in der Regel nicht als alleinige Therapie, eingesetzt werden. Bei Magenbeschwerden kann beispielsweise AniForte® Ulmenrinde unterstützend zum Einsatz kommen. Auch das Immunsystem kann begleitend gestärkt werden. Hier kann AniForte® Premium Colostrum oder auch AniForte® Immun-Aktiv unterstützen.
Komplikationen und Prognose bei Schilddrüsenüberfunktion
Nicht selten verdeckt eine Schilddrüsenüberfunktion eine chronische Niereninsuffizienz. Katzen mit einer Schilddrüsenüberfunktion trinken vermehrt, was den Nieren zugutekommt. Wird die Katze nun behandelt, reduziert sich auch die Trinkmenge, was eine Niereninsuffizienz sichtbar werden lässt. Daher sollten bei einer Verlaufskontrolle auch die Nieren überprüft werden, auch wenn diese beim ersten Blutbild keine Auffälligkeiten zeigten.
Eine weitere Komplikation besteht im Erblinden. Schilddrüsenüberfunktion sowie Niereninsuffizienz können zu Bluthochdruck führen. Zeigt die Katze plötzlich weite, offene Pupillen oder läuft gegen Gegenstände, sollte möglichst rasch ein Tierarzt aufgesucht werden.
Auch das Herz kann durch die Schilddrüsenüberfunktion in Mittleidenschaft gezogen werden. Die Herzerkrankung muss in diesem Fall therapiert werden. Doch es besteht, wenn sie durch die Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst wurde, durchaus die Hoffnung, dass sich das Herz unter Behandlung der Schilddrüse wieder normalisiert und das Herzmittel abgesetzt werden kann.
Fazit
Die Lebensqualität Deiner medikamentös richtig eingestellten Katze ist sehr gut. Regelmäßige Blutkontrollen und eine angepasste Ernährung sind nötig und wichtig. Ebenso solltest Du das Verhalten Deiner Katze im Blick behalten. So kann Deine Katze auch mit Schilddrüsenüberfunktion ein weitestgehend normales Katzenleben führen.