Pferde und Hunde leiden in der schönen Sommerzeit häufig unter Zecken, Grasmilben, Bremsen und anderen Plagegeistern. Ein anderer Schmarotzer ist dagegen weitaus unbekannt: die Hirschlausfliege (Lipotena cervi). Unsere Tierheilpraktikerin Angelica erklärt Dir heute die Besonderheiten des lästigen Parasiten, warum Stiche gefährlich sein können und wie Du am besten damit umgehst.
Was Du über die Hirschlausfliege wissen solltest
Das Aussehen der Hirschlausfliege erinnert an eine große platte Zecke mit Flügeln. Erst bei näherem Hinschauen erkennst Du den ausgeprägten spitzen Stechrüssel und die auffallend starken Haken an allen sechs Beinchen. Die Hirschlausfliege ist rotbraun und wird bis zu 6 mm groß. Normalerweise findet man die lästigen Plagegeister ab Beginn der Sommersaison bis in den Oktober hinein in ihrem Lebensraum, dem Wald. Aufgrund der milden Winter kann das Aufkommen der Parasiten sich verstärken.
Du kannst die Hirschlausfliege in Eichen-, Kiefern- oder manchmal auch Mischwäldern entdecken. Eigentlich ist dieses Insekt auf Rehe und andere Hirscharten, Wildschweine und ähnliche Waldbewohner spezialisiert. Diesen lauert es bevorzugt in feuchten Waldgebieten auf. Hat die Hirschlausfliege erst mal zugebissen, verbleibt der Parasit auf dem Wirt. Das weibliche Tier legt seine Larven ab und diese verpuppen sich später am Boden. In sehr kalten Wintermonaten sind diese Larven nicht überlebensfähig. Wärme begünstigt wiederum ihre Ausbreitung.
Warum ist die Hirschlausfliege gefährlich für Pferde und Hunde?
Alle Tierhalter haben Angst vor Zecken, dabei sollte die Hirschlausfliege nicht unterschätzt werden. Wie alle Blutsauger, ist auch dieses Insekt Überträger von gefürchteten Bakterien und möglichen Krankheiten. Deshalb solltest Du das Stechverhalten der Hirschlausfliege genau kennen.
Wie und wen stechen Hirschlausfliegen?
Hirschlausfliegen attackieren ihr Opfer geradezu. Auf der Suche nach einem geeigneten Wirt umschwirren sie Mensch oder Tier zunächst. Bei uns Menschen - in der Regel sind vor allem Forstarbeiter und Waldspaziergänger betroffen - bevorzugen sie dabei Haare und Nacken. Sind sie erst einmal gelandet, verlieren sie in kürzester Zeit ihre Flügel - das ist eine Besonderheit der Hirschlausfliege. Dann bewegen sie sich außerordentlich schnell ganz flach auf der Haut fort und haken sich an geeigneter Stelle ein.
Umfliegt die Hirschlausfliege einen Hund, wird sie sich häufig an Stellen unter dem Bauch, auf den Innenschenkeln und im Afterbereich niederlassen. Wenn Du einen langhaarigen Hund hast, ist dieser am ganzen Körper Angriffen der Hirschlausfliege ausgesetzt. Bei Pferden nutzen die Parasiten ebenfalls den Bereich um den After, aber auch die Mähne für ihre Blutmahlzeit. Wir Menschen nehmen die Stiche der Hirschlausfliege kaum wahr, Hunde und Pferde reagieren dagegen manchmal wie „angestochen“. Bei Pferden kann es zu nervösem bis panischem Verhalten kommen. Beide Tiere beißen und kratzen sich dann wiederholt an den Bissstellen. Davon ist der die Kruppe/Schweifrübe bei Pferden besonders betroffen. Allgemein kannst Du nach einem Biss eine große Unruhe bei Deinem Liebling beobachten.
Hattest Du selbst schon mal eine Hirschlausfliege, weißt Du wie es sich anfühlt. Man fühlt sie krabbeln, aber sie sind so schnell, dass man sie oft nicht zu fassen bekommt. Besonders Menschen mit langen Haaren sind betroffen. Bevor man durch das Krabbeln ganz nervös wird, springt am besten schnell unter die Dusche - da werden die Hirschlausfliegen spätestens weggespült.
Schwerwiegende Folgen von Hirschlausfliegen-Stichen
Die Bissstellen schwellen an. Sie ähneln einem Bluterguss und sind auch genauso schmerzhaft. Außerdem geht von den Beulen ein anhaltender und heftiger Juckreiz aus. Aber leider können noch schwerwiegendere Folgen auftreten: Hautausschläge in Form von Pusteln und Ödemen oder Eiterungen. Der Abbauprozess des Giftes dauert einige Tage, da dieses über die Lymphdrüsen abtransportiert werden muss.
Doch die wirkliche Gefahr der Hirschlausfliege liegt in der Übertragung eines Bakteriums. 2001 wurde im Schönbuch – einem Naherholungsgebiet nahe Stuttgart - von einem Biologen ein unbekanntes Bakterium entdeckt. Dieses führte bei Hirschen und Rehen zu Fieber und eitrigen Erkrankungen des Fells. Nach seinem Fundort wurde es ‚Bartonella schoenbuchensis‘ benannt. Mittlerweile wurde nachgewiesen, dass dieses Bakterium auch bei anderen Tieren, wie Pferden oder Hunden, zu den gefährlichen Symptomen führt. Es wird vermutet, dass Menschen in der Folge des Bisses an Herzentzündungen erkranken können. Allerdings ist ein 100%iger Zusammenhang noch nicht wissenschaftlich belegt.
Wie werden Pferd & Hund die Hirschlausfliegen wieder los?
Die Hirschlausfliege bewegt sich auf der Haut ungemein schnell, viel schneller als jede Zecke. Sie zu erhaschen ist deshalb nicht einfach. Wenn Du sie jedoch erfühlen kannst, solltest Du sehr schnell sein. Auch ein Floh- oder Nissenkamm kann helfen, die lästigen Plagegeister aus dem Fell Deines Tieres herauszubekommen. Sollte der Befall bereits fortgeschritten sein und Dein Pferd womöglich sogar jede Annäherung Deinerseits verweigern, kannst Du zur radikalen Abspritz-Methode greifen und die Hirschlausfliege mit einem Wasserschlauch aus ihrem gemachten Nest holen. Die Bissstellen kannst Du kühlen, um Deinem Pferd eine Schmerz- und auch Juckreizlinderung zu verschaffen. In schlimmen Fällen, wenn die oben genannten Symptome stark auftreten, solltest Du über die Vergabe eines Antiallergikums nachdenken. Dann ist der Weg zum Tierarzt oder Tierheilpraktiker anzuraten.
Vorbeugendes Verhalten gegen Hirschlausfliegen
Niemand muss in Panik ausbrechen, wenn er eine Hirschlausfliege sieht, denn schließlich kann, aber muss sie nicht Überträger der genannten Krankheiten sein. Dennoch ist es sinnvoll, Dich und Dein Tier vor ihren Angriffen zu schützen. Das kannst Du z.B. mit dem Bremsen-Ex Spray für Pferde oder dem Spot On für Hunde. Damit beugst Du auf natürliche Weise einem Biss der Hirschlausfliege vor. Genauso wirkt auch das AniForte Floh-Ex Spray für Hunde und Katzen, das gute Erfolge bei der Parasiten-Abwehr zeigt.
Menschen sind nicht die bevorzugten Wirte der Hirschlausfliege und deshalb sind Infektionen recht selten. Dennoch solltest Du beim Ausreiten oder Gassigehen Auffälligkeiten bei Deinem Tier genau beobachten. Stellst du besonders in einem Waldgebiet Stellen fest, an denen die Hirschlausfliege bevorzugt fliegt, kannst Du diese für die nächsten Wochen meiden. Gerade in den Monaten von August bis Oktober ist es einfacher, diesem Parasiten auszuweichen, denn er ist nicht überall im Wald aktiv. Wer sein Tier und das Verhalten der Hirschlausfliege gut kennt, der hat das beste Rüstzeug, um sich vor den Plagegeistern zu schützen.
Jetzt bin ich gespannt: Musstest Du bereits Erfahrungen mit der Hirschlausfliege machen? Wie konntest Du sie wieder loswerden? Erzähle uns davon in den Kommentaren.
Ich wünsche allen Pferde- und Hundehaltern noch eine schöne Sommerzeit,
Eure Helene