Pferde sind im Wechsel der Jahreszeiten zwischen Herbst und Winter besonders gefordert. Die raue Jahreszeit bringt nicht nur einen Fellwechsel mit sich, sondern auch das Verdauungs- und Immunsystem Deines Tieres muss sich umstellen. Unsere Tierheilpraktikerin Angelica verrät Dir heute, wie Du Dein Pferd ganz natürlich auf den kommenden Winter vorbereiten kannst.
Wieso ist der Wechsel von Herbst zu Winter anstrengend für Pferde?
Der Herbst hat Einzug gehalten und der Winter wird nicht lange auf sich warten lassen. Für die meisten Pferde bedeuten dieser Wechsel das Ende der Sommerweide und der Umzug in den Stall oder auf den Winterpaddock. Wenn die Temperaturen kälter werden und sich die Natur verändert, wird auch das Nahrungsangebot für Dein Pferd weniger abwechslungsreich, was eine Umstellung des Verdauungssystems nötig macht.
Der Organismus Deines Tieres muss sich zudem an die kürzeren Tage gewöhnen und beginnt damit, das Winter-Haarkleid aufzubauen. Gleichzeitig führen die Wetterveränderungen zu einem erhöhten Energieverbrauch. Als wäre das Immunsystem mit diesen Herausforderungen nicht schon genug beschäftigt, stehen im Herbst zusätzlich Darmreinigung, Wurmkuren und Impfungen an, die den Organismus Deines Pferdes belasten können.
Die Herausforderungen des Winters für Dein Pferd
Als Pferdehalter kannst Du Dein Tier bei der Umstellung auf die kalte Jahreszeit unterstützen. Der Herbst bietet dazu die ideale Gelegenheit, da die Prozesse bereits im vollen Gange sind, die Temperaturen aber oft noch erträglich. Folgende Herausforderungen muss Dein Pferd in diesen Monaten meistern.
1. Übergang zum Winterfell
Der Fellwechsel
Das Winterfell ist für Dein Pferd notwendig, um es vor bevorstehender Kälte, Nässe und Schnee zu schützen. Für den Aufbau des dicken und dichten Fells benötigt Dein Tier mehr Energie – Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Du kannst es dabei unterstützen, indem Du seine Ernährung entsprechend anpasst: Insbesondere die Vitamin B Arten und Biotin sowie verschiedene Spurenelemente und essentielle Aminosäuren (Bierhefe) werden vom Organismus benötigt, um ein widerstandsfähiges und dichtes Fell zu bilden. Bei älteren Tieren kann es beim Fellwechsel zuweilen zu Mangelerscheinungen kommen. Dagegen kannst Du mit der Fütterung von Kräutern, reiner Bierhefe und Kieselgur vorbeugen. Kieselsäure ist genau wie wertvolles Silizium auch in Huf und Fell für Pferde enthalten und hilft Deinem Tier ebenfalls beim Aufbau seines Winterfells.
Das neue Winterfell Deines Pferdes
Für den Winter wird das obere Haarkleid Deines Tieres länger und gleichzeitig bildet sich eine dichte weiche Unterwolle.Je nach Rasse und Haltung ist die Fellbildung weniger oder stärker ausgeprägt. Eine tägliche Fellpflege ist dann unumgänglich. Dazu kannst Du z.B.Noppen- oder Gummistriegel sowieFellkratzer verwenden, um altes Haar zu entfernen.Du solltest bedenken, dass das längere Winterfell oft etwas gröbere Fellbürsten benötigt.
Dieses robuste Fell schützt das Pferd vor Wind, Kälte und Nässe und übernimmt die Thermoregulation. In der Pflege, beim Reiten oder Training stellt es sich aber eher als Herausforderung dar. Staub, Sand und Schlamm aus dem Fell zu entfernen, bedeutet häufig Schwerstarbeit für Dich. Für die Gesundheit Deines Tieres ist das warme Winterfell aber unerlässlich.
Scheren und Eindecken
Viele Reiter machen sich Gedanken darüber, wann genau der richtige Zeitpunkt für das Scheren oder Eindecken eines Pferdes gekommen ist. Hier muss jeder ganz individuell für sein Tier entscheiden.Dabei solltest Du Rasse, Alter, Haltung und die Nutzung Deines Pferdes im Winter berücksichtigen.
Wird das Pferd schon frühzeitig im Herbst eingedeckt, dann wird die natürliche Bildung von ausreichendem Unterflaum unterdrückt. Der Vorgang des Haare-aufstellens, der Dein Tier normalerweise vor Kälte und Wind schützt, kann ebenfalls nicht mehr stattfinden.
Der Sportreiter beansprucht sein Pferd auch im Winter eher stark, deshalb greift er meist auf die Jagdschur oder Vollschur zurück. Dagegen schwitzt das Freizeit- oder Robustpferd in erster Linie am Hals, an der Hinterhand und am Bauch. Diese Tiere werden häufig auch nur nach dem Reiten eingedeckt und können auch kleinflächig geschoren werden. Bei Pferden mit extrem dichtem Fell kann auch eine großflächigere Schur empfehlenswert sein. Der Streifenschnitt oder Rallyeschnitt ist dagegen ein guter Kompromiss und kommt Deinem Pferd entgegen, wenn es generell schnell zum Schwitzen neigt. Gleichzeitig erhältst Du ihm damit noch genügend Pelz, der den entsprechenden Schutz im Winter bietet.
In den meisten (Warm-)Ställen erübrigt sich eine Schur oder Decke, da die Temperatur nicht so stark sinkt. Lässt Du Dein Pferd dann nach draußen auf den Paddock, solltest Du es entsprechend mit einer Decke schützen. Bei kranken oder alten Pferden musst Du diese Unterstützung entsprechend individuell anpassen.
2. Gefordertes Immunsystem
Die veränderten Temperaturen, Haltung, Tagesrhythmus und Fütterung bedeuten eine Herausforderung für das Immunsystem. Oftmals ist die Umstallung für Dein Pferd zusätzlich mit Stress verbunden. Die Pferde stehen im Winter auf engerem Raum, was ihnen oftmals ein Gefühl des größeren Herdendrucks gibt. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch der erhöhte Infektionsdruck, da die Übertragung von Parasiten, Viren und Bakterien leichter und schneller erfolgen kann.
Immunsystem Deines Pferdes durch ausgewogene Ernährung stärken
Allein die Tatsache, dass Du Dir darüber bewusst bist, dass das Immunsystem Deines Pferdes jetzt besonders gefordert ist, kann helfen. Achte entsprechend auf eine ausgewogene und artgerechte Zufütterung neben dem üblichen Heu. Du solltest Futter mit vielen Vitalstoffen wählen – diese beugen Mangelerscheinungen und einer damit zusätzlichen Belastung des Immunsystems und des Stoffwechsels rechtzeitig vor.
Neben Pellets und Müsli ist die gängigste Getreideart zur Unterstützung in den Wintermonaten der Hafer. Eine schöne Alternative sind aber auch Heucobs angereichert mit wertvollen Kräutern, die den Stoffwechsel unterstützen und wichtige aber vor allem natürliche Vitamine, Mineralien und Spurenelemente liefern. Pferde lieben Kräuter.
Auch nicht zu unterschätzen ist der generell erhöhte Energiebedarf Deines Tieres in der kalten Jahreszeit. Der Pferdedarm ist zur Gesunderhaltung auf die regelmäßige Zuführung von Raufaser angewiesen, daher sollte dieses Deinem Tier stets zur Verfügung stehen. Auch Öle können ein guter Energielieferant für Dein Pferd im Winter sein. Da sich das Pferd zu dieser Zeit normalerweise deutlich weniger bewegt als im Sommer, solltest Du die Kraftfuttermenge aber immer wieder überprüfen und anpassen.
3. Sandablagerungen im Darm
Im Herbst werden die Wiesen eher spärlich und Dein Pferd nimmt auf der Weide mit dem niedrigen Gras auch Erde und Sand auf. Im Dickdarm des Tieres sammelt sich dieser Sand mit dem jeweiligen Futterbrei und setzt mit der Zeit dort ab, während das zerlegte Futter weitertransportiert wird. Der Sand wirkt wie Schmirgelpapier.
Wie kann ich den Darm meines Pferdes von Sand reinigen?
Zur Darmreinigung Deines Tieres solltest Du eine 30-Tage Flohsamen-Kur durchführen. Ich empfehle immer gerne die Flohsamenschalen und lasse diese vorab ca. 20 Minuten lang quellen. Bitte füttere sie nicht trocken! Ob die Dosierung gut ist, erkennst Du daran, ob die Pferdeäpfel fest und glänzend sind. Hierbei Sand im Kot festzustellen, ist mit bloßem Auge jedoch nur schwer möglich. Bekommt das Pferd Durchfall, ist die Dosierung zu hoch. Wenn die Flohsamenschalen dem Darm zu viel Wasser entziehen, sind die Äpfel zu trocken. Dann solltest Du die Schalen länger im Wasser vorquellen lassen.
4. Bewegungsmangel
Die veränderten Temperaturen wirken sich auch auf die Gelenke Deines Pferdes aus. Hinzu kommt die Bewegungsbeeinträchtigung im Winter, die besonders ältere oder vorgeschädigte Tiere zusätzlich belastet. Wenn das physiologische Zusammenspiel von Gelenkkapsel, Gelenkknorpel und Gelenkflüssigkeit nicht mehr einwandfrei funktioniert, kann sich dies gerade in den haltungsbedingten Stehzeiten im Winter bemerkbar machen.
Dem Bewegungsmangel Deines Pferdes entgegen wirken
Trotz der dunkleren Jahreszeit sollte die Bewegung nicht zu kurz kommen. Hältst Du Dein Pferd im Winter in einer Box und ist somit der soziale Kontakt zu anderen Pferden eingeschränkt, braucht Dein Tier umso mehr Deine Aufmerksamkeit. Wer seinem Pferd auch in der trüben Jahreszeit Abwechslung und Bewegung an frischer Luft bietet, hält die Figur in Form und die Gelenke in Bewegung. Gleichzeitig kannst Du durch eine angepasste Ernährung die gesunde Durchblutung fördern und die Gelenke unterstützen.
Bewährte Hilfeleister um einem Mineralstoff- und Vitaminmangel entgegen zu wirken, sind Hagebutten-Pulver, Teufelskralle Gelenk-Aktiv für Pferde und Grünlippmuschel-Pulver. Wenn du zusätzlich darauf achtest, dass Dein Pferd seine tägliche Bewegung erhält, dann wird es sicher auch die kalten Tage gut überstehen. Denn Du weißt ja: nur wer rastet, der rostet.