Bereits im Januar beginnt bei Pferden der hormonelle Umschwung und der Organismus stellt sich auf den Fellwechsel ein. Denn was viele Pferdehalter nicht wissen, der Fellwechsel beim Pferd hängt nicht nur von den Temperaturen ab, sondern wird auch vom Tageslicht beeinflusst. Das führt leider dazu, dass die Tiere ernährungsphysiologisch nicht früh genug auf den Fellwechsel eingestellt werden und Mangelerscheinungen entwickeln können.
Wie genau der Fellwechsel abläuft und wie Du Dein Tier dabei optimal unterstützten kannst, erfährst Du in diesem Artikel.
Warum kommt es bei Pferden zum Fellwechsel?
Nachdem dem 21. Dezember, wenn der kürzeste Tag des Jahres vorbei ist, nimmt die Länge der Tage stetig zu. Dies wird auch von der Zirbeldrüse, einer Hormondrüse, die dem Gehirn Deines Pferdes angegliedert ist, registriert. Diese Drüse produziert das Hormon Melatonin, das unter anderem für den Biorhythmus zuständig ist und neben Fortpflanzung und Schlaf-Wach-Rhythmus auch den Fellwechsel Deines Tieres steuert. Sobald die Tage länger werden, gibt die Zirbeldrüse dem Körper Deines Pferdes das Signal für den Beginn des Frühjahrsfellwechsels.
Die Temperaturen bedingen den Fellwechsel insofern, als dass der Fellwechsel bei einem plötzlichen Kälteeinbruch ausgesetzt wird. Das ist eine Schutzfunktion des Organismus, um zu schnelles Ausfallen des Fells zu verhindern, sollte Dein Pferd die Wärme in einem unerwartet kalten Frühling noch benötigen. Sowohl Tageslicht als auch Temperaturen nehmen Einfluss auf die Dichte und Länge des Haarkleides. So kannst Du beobachten, dass Pferde im Offenstall ein dichteres und längeres Fell haben als Boxenpferde. Auch Ponys bilden ein längeres Fell als Warmblüter oder Vollblüter.
Der Unterschied zwischen Herbst- und Frühjahrs-Fellwechsel
Obwohl Pferde zweimal im Jahr ihr Fell wechseln, gibt es deutliche Unterschiede zwischen den beiden Fellwechselzeiten. Im Herbst stößt Dein Pferd seine kurzen, glatten Sommerhaare oft innerhalb weniger Tage oder Wochen ab und ersetzt sie zunächst durch kurze Winterhaare. Bis in den Dezember werden diese Haare dann länger und es bildet sich ein zweischichtiger Pelz aus langen Oberhaaren und plüschigen Unterhaaren.
Im Frühjahr dagegen kämpfst Du als Pferdehalter wochenlang mit den Haaren Deines Pferdes. Das liegt daran, dass das lange Winterfell erst nach und nach abgestoßen wird. Erst gehen die langen Oberhaare aus, dann erst löst sich allmählich die dicke Unterwolle und zum Schluss kommt dann endlich das dünnere Sommerkleid zum Vorschein. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass manche Pferde im Sommer eine (leicht) veränderte Fellfärbung haben als im Winter, denn sie tauschen mit Ausnahme von Mähne, Schweif und Tasthaaren ihr gesamtes Haarkleid aus.
Das Abhaaren dauert je nach Pferd und Temperaturen ca. drei Monate und kostet Dein Pferd viel Energie. Manche Tiere verlieren in dieser Zeit deshalb stark an Gewicht. Wenn Du merkst, dass Dein Pferd weniger gehfreudig ist oder unmotiviert für Training und Arbeit, ist das ganz normal. Viele Tiere zeigen sich aufgrund des anstrengenden, natürlichen Vorgangs lustlos und matt. Dies solltest Du in Deinem Trainingsplan berücksichtigen. Halte Dir dabei immer vor Augen, dass der Organismus des Pferdes beim Fellwechsel eine Höchstleistung absolviert.
Die richtige Unterstützung für Pferde beim Frühjahrs-Fellwechsel
Bürsten
An einer intensiven Fellpflege kommt in der Übergangszeit kein Pferdehalter vorbei. Da die abgestorbenen Haare jucken, versuchen die Pferde oft sich zu schubbern oder zu wälzen. Du kannst Dein Tier unterstützen, indem Du ihm das Abhaaren mit einer etwas gröberen Bürste erleichterst. Fellkratzer oder Fellstriegel, die es in verschiedenen Ausführungen gibt, können Dir zusätzlich helfen, indem die mit kurzen Zähnen versehenen Klingen abgestoßene Haare entfernen. Für den Kopfbereich Deines Tieres solltest Du eine weiche Bürste nutzen.
Schutz vor Erkältungen
Die Übergangszeit vom Winterfell zum Sommerfell sowie Temperaturschwankungen fordern das Immunsystem des Pferdes und es wird anfälliger für Erkältungen. Wenn ein Tier an einem besonders warmen Frühlingstag noch wenig Winterfell verloren hat, wird es beispielsweise stark schwitzen, dagegen kann es nachts bei niedrigen Temperaturen von dem restlichen Winterfell gut profitieren. Diese Temperaturunterschiede muss Dein Pferd mit viel Energieaufwand wieder ausgleichen. Immunsystem und Kreislauf werden daher stark beansprucht und benötigen eine Extra-Portion an Nährstoffen. Hagebutten eignen sich ideal, um das Immunsystem Deines Tieres aufzupeppen: Sie enthalten bis zu 23-mal mehr Vitamin C als Zitronen und die wertvollen Galaktolipide, die sich bei Gelenkproblemen bewährt haben.
Ein weiterer Schutz vor Erkältungen ist das Trocknen des Fells nach dem Training. Ist das Fell Deines Pferdes lang, empfiehlt es sich, dieses nach dem Training gut trocknen zu lassen. Eine andere Möglichkeit ist es, das Tier mit einer Abschwitzdecke abzudecken.
Pflege durch richtige Fütterung
Um die Energiezufuhr für Dein Tier zu gewährleisten, ist eine Versorgung mit hochwertigen Proteinen, Spurenelementen, Mineralien, Vitaminen und Fettsäuren notwendig. Du kannst also Dein Pferd ideal über das Futter beim Fellwechsel unterstützen. Wichtig sind unter anderem Zink, Kupfer, Mangan, Selen und die essentiellen Omega 3 & 6 Fettsäuren, die besonders im Lachsöl zufinden sind. Auch Biotin und Folsäure, die zur wichtigen Familie der B-Vitamine gehören, sind unabdingbar für die Neubildung der Haare und der Haut.
Achte dabei auf die Naturbelassenheit der Futtermittel. Synthetische Mineralstoffmischungen müssen vom Körper umgewandelt werden und fördern zusätzlich den Organismus heraus. Die natürliche Nährstoffversorgung hingegen kann vom Körper besser erkannt und aufgenommen werden. Wir sprechen hier von einer besseren Bioverfügbarkeit.
Für eine ausgeglichene Versorgung mit den genannten Mineralien, empfiehlt sich z.B. die Zufütterung von reiner Bierhefe. Auch Kieselgur ist nützlich, da es zur Versorgung mit Silicium beiträgt. Silicium ist am Aufbau eines glänzenden und kräftigen Haarkleides beteiligt und unterstützt auch den Hornaufbau und somit die Hufe. Um die Versorgung mit Omega 3-Fettsäuren abzudecken und das Fell zum Glänzen zu bringen, ist Lachsöl die erste Wahl. Abe auch Leinöl oder Hanföl eignen sich ebenfalls. Dabei solltest Du langsam und vorsichtig dosieren, wenn Dein Pferd nicht auf ölhaltige Nahrung eingestellt ist. So kannst Du die Verträglichkeit gut austesten.
Während des Fellwechsels benötigt das Pferd auch mehr Eiweiß, um die neuen Haare aufzubauen. Eiweißreiches Futter kann hier ebenfalls unterstützen.
Um die enorme Leistung des Stoffwechsels positiv zu beeinflussen, können spezielle Kräuter sehr hilfreich sein. Löwenzahn und Brennnesselkraut werden von vielen Pferden gerne gefressen, wirken auf natürliche Weise anregend auf den Stoffwechsel und stärken zudem Leber und Nieren.
Eine ausgewogene Fütterung ist das A und O, um Dein Pferd beim Fellwechsel zu unterstützen und den Stoffwechsel zu entlasten.
Auf alte und kranke Pferde besonders achten
Ein gesundes und ausgewogen gefüttertes Pferd kommt gut mit der Mehrbelastung im Fellwechsel klar. Wenn Dein Pferd alt ist oder ohnehin schon Stoffwechselprobleme hat, bedeutet die Fellwechselzeit eine zusätzliche Belastung. Diese Tiere können an Gewicht verlieren, abgeschlagen und matt wirken oder weitere Folgeerkrankungen entwickeln. Um das zu vermeiden, solltest Du die Futtermenge entsprechend anpassen.
Oft kannst Du in der Übergangszeit auch noch so genannte „Hungerhaare“ bei Deinem Pferd erkennen. Sie unterscheiden sich von echtem Winterfell dadurch, dass sie vom normalen Haarkleid deutlich abstehen und zudem strohig und hart sind. Diese Haare sind ein Anzeichen dafür, dass der Stoffwechsel Deines Tiers intensive Unterstützung benötigt.
Wenn Du feststellst, dass Dein Pferd bis in die wärmeren Monate hinein noch immer Winterfell trägt und sich allgemein schwer tut beim Abhaaren, solltest Du einen Tierheilpraktiker oder Tierarzt aufsuchen. In solchen Fällen liegt dann eine Stoffwechselstörung vor, die behandelt werden sollte.