Sommer, Sonne und ab ins kühle Nass – das gehört auch für Hunde zur schönsten Zeit des Jahres. Doch an Seen, Flüssen und an der Küste gibt es einiges für Deinen Vierbeiner zu beachten. Unsere Tierheilpraktikerin Angelica erklärt heute, wo im Wasser versteckte Gefahren lauern und wie das Baden für Deinen Hund trotzdem ein Riesenspaß bleibt.
Wo darf mein Hund schwimmen?
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Hundestrände nutzen
In der Hochsaison ist das Baden an öffentlichen Stränden in der Regel für Vierbeiner untersagt, um die menschlichen Badegäste nicht zu stören. Die Hundestrände sind klar ausgeschildert. In der Nebensaison bestehen oft mehr Möglichkeiten, das Wasser mit Hund zu genießen als in der Hochsaison.
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Hundebadeverbote einhalten
Hundebadeverbote solltest Du einhalten, um keinen Unfrieden zu stiften. Manche Seen oder Küstenstrände öffnen in den Abendstunden für Hunde. Du musst die Badezeiten Deines Lieblings also nur entsprechend anpassen.
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Naturschutzgebiete berücksichtigen
Viele Tümpel, Teiche und Seen liegen idyllisch im Naturschutzgebiet. Wie der Name schon sagt, steht in diesen Gewässern die Natur und die Erhaltung der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen im Mittelpunkt. Daher ist dort das Schwimmen für Hunde grundsätzlich verboten.
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Ebbe und Flut kennen
An der See herrschen die Gezeiten - an der Nordsee stärker als an der Ostseeküste. Ebbe und Flut gibt es jeweils zweimal am Tag im Abstand von gut sechs Stunden, so dass sich die Gezeiten innerhalb einer Woche um ca. fünf Stunden verschieben. Orientieren kannst Du dich an sogenannten Tiden- oder Gezeitenkalendern. Entferne Dich bei Spaziergängen nicht zu weit von der Küste. Die Ostsee bietet mehr Möglichkeiten für Hunde, die gerne schwimmen. An der Nordsee dagegen lassen sich herrliche Wattwanderungen mit Deinem Vierbeiner unternehmen.
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Generelle Badeverbote ernst nehmen
Wenn die Gemeinde ein grundsätzliches Badeverbot für ein Gewässer ausspricht, hat das meist einen Grund. Deshalb sollten auch Vierbeiner in diesen Fällen das Wasser meiden. Je nach Art der Anlage, z.B. Baggersee, künstlicher Stausee oder natürliches Gewässer besteht eventuell eine Gefahr, die uns erstmal verborgen scheint.
Gefahren für Hunde im stehenden Gewässer
Bei stetig steigenden Temperaturen leidet in den Sommermonaten vielerorts die Wasserqualität von stehenden und langsam fließenden Gewässern. Unterschiedliche Bakterien und Pflanzen vermehren sich bei Wärme unkontrolliert und machen manchen Teich oder Badesee zum Risiko für Mensch und Tier.
Hunde und Blaualgen
Die Blaualge schätzt heiße Sommertage besonders. Anders als ihr Name und ihr Aussehen vermuten lässt, handelt es sich hierbei nicht um Algen, sondern Bakterien. Besonders häufig kommen die Blaualgen dort vor, wo Landwirtschaft oder Privathaushalte Düngemittel oder andere Schadstoffe in Gewässer einleiten. Diese sind Nährstoffe für den Phytoplankton und dementsprechend breiten sich die Blaualgen als grüne Teppiche auf dem Wasser aus. Du solltest diese Bakterien nicht mit fliegenden Pollen verwechseln, die sich auf der Wasseroberfläche absetzen. Unverwechselbar ist der leicht muffige Geruch und die blaugrünen Schlieren auf der trüben Wasseroberfläche, die bei der Algenblüte einsetzen.
Die Blaualgen, auch Cyanobakterien, sind gesundheitsschädlich, im Gegensatz zu den eher harmlosen Grünalgen. Mit den abgegebenen Giftstoffen im Wasser können badende Hunde in Berührung kommen und es kann zu folgenden Symptomen führen:
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Allergische Reaktionen
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Hautreizungen wie Hot Spots (eitrige, lokale begrenzte Hautentzündungen) und Pusteln
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Magen-Darm-Probleme mit Erbrechen
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Blutiger und schwarzer Durchfall
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Lethargie
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Schwäche
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Blasse Schleimhäute
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Orientierungslosigkeit
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Muskelzittern
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Muskelstarre
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Lähmungen
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Krampfanfälle
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Atemnot bis hin zur Bewusstlosigkeit
An kühleren Tagen im Herbst sterben die Blaualgen dann ab, sinken zu Boden und werden zersetzt.
Hunde und das Trinken aus stehenden Gewässern
Generell kann das Trinken aus stehenden Gewässern im Sommer problematisch werden. Die Gefahren reichen von harmlosen Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu tödlich verlaufenden Erkrankungen. Mit Blaualgen verseuchte Gewässer führen zu den schlimmsten Reaktionen, wenn Dein Hund nicht nur im Wasser badet, sondern auch davon trinkt.
Gefahren für Hunde in Flüssen
Aufgrund der verbesserten Wasserqualität in Deutschland lassen viele Hundehalter ihre Lieblinge wieder in Flüssen schwimmen. Dies birgt ein gewisses Risiko, dass Du vorher einschätzen solltest:
Temperaturschwankungen und Strömungen in Flüssen
Natürliche fließende Gewässer sind nicht an allen Stellen gleich warm. Das wirkt sich auf den Kreislauf des Tieres aus. Außerdem haben Flüsse oft eine starke Unterströmung. Da die Pegelstände wegen der regenarmen Zeit vielerorts stark gesunken sind, steigt die Strömungsgefahr. Du kannst Dir merken, dass die Fließgeschwindigkeit des Flusses an der Außenseite einer Flusskurve immer höher ist als an deren Innenseite. Besondere Vorsicht gilt an sogenannten Buhnen, angelegten Steindämmen. Hier bilden sich gefährliche Strudel, welche die Schiffahrt noch verstärkt. An diesen Stellen solltest Du Deinen Hund nicht ins Wasser springen lassen. Weiterhin können die Steine dort sehr scharfkantig, wackelig und rutschig sein. Dein Vierbeiner könnte sich verletzen.
Hunde in der Schifffahrtsrinne
Bei starker Strömung geraten Hunde manchmal in die Schifffahrtsrinne. Entweder sie haben sich zu weit vom Ufer entfernt oder sie sind gar ins Wasser gefallen. Sie haben nun keine Chance mehr gegen die Wasserrichtung anzuschwimmen.
Was solltest du in einem solchen Fall tun?
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Spring Deinem Tier nicht hinterher, denn das bedeutet Lebensgefahr für Dich und nicht die Rettung für Deinen Hund.
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Ruf den Rettungsdienst und folge der Strömung, damit Dein Hund nicht verzweifelt versucht, gegen die Strömung zu schwimmen.
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Sollte das Wasser eine ruhigere Stelle erreichen, rufe ihn zu Dir und hilf ihm mit einem beherzten Griff an Land.
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Sollte sich das Wasser nicht beruhigen, warte in jedem Fall auf die Rettungskräfte.
Weniger Risiko für Deinen Hund im Fluss
Um das Risiko beim Schwimmen im Fluss zu minimieren, kannst du folgende Hilfsmittel nutzen: Eine Schleppleine verhindert, dass Dein Liebling zu weit abgetrieben wird. Schlechte Schwimmer unter den Hunden sollten generell eine Schwimmweste tragen. Beides bietet doppelten Schutz. Hast Du einen guten Schwimmer, liegt die Einschätzung der Situation bei Dir und es hilft, das Gewässer zu kennen.
Gefahren für Hunde am Meer
Am Meer sind die Gefahren - zumal an ausgeschilderten Hundestränden - gering. Dennoch solltest Du Deinen Hund nicht unbeobachtet ins Wasser lassen. Ärgerliche Erkrankungen des Hundes können dennoch auftreten.
Hunde und Quallen
Die meisten der an deutschen Küsten vorkommenden Quallen sind für Mensch und Tier harmlos. Einzig die Begegnung mit einer Feuerqualle kann schmerzhafte Folgen haben. Wenn dein Hund mehrmals mit einem solch unerfreulichen Meeresbewohner in Kontakt kommt, droht auch eine allergische Reaktion bis hin zu Herz-Kreislauf-Störungen.
Bei Kontakt hilft es, Deinen Hund zu beruhigen und ihn möglichst schnell aus dem Wasser zu holen. Versuche, ihn zum ruhigen Liegen zu bringen. Anhaftende Quallenfäden spült man am besten mit Weinessig ab. Hat man diesen gerade nicht zur Verfügung, nimmt man erstmal Salzwasser. Auf keinen Fall sollte man Süßwasser nehmen oder gar die Fäden versuchen abzuziehen. Denn bei Berührung platzen die Nesselkapseln auf und es brennt umso stärker. Im Anschluss werden die betroffenen Stellen mit Essigwasser behandelt und gekühlt. Ein Besuch beim Tierarzt ist zu empfehlen.
Hunde und die Wasserrute
Die Wasserrute (cold tail syndrom) tritt akut nach Aktivitäten im Wasser auf. Du erkennst sie an der charakteristischen Schwanzhaltung Deines Hundes: Er ist ein paar Zentimeter gerade weggestreckt, der Rest der Rute hängt schlaff herunter. Daher kommt auch der Ausdruck Hammelschwanz. Der Schwanzansatz ist häufig geschwollen und extrem schmerzempfindlich. Ursache für die Wasserrute ist eine starke Beanspruchung der Rücken- und Rutenmuskulatur, besonders bei kaltem Wasser, Wind und Wetter. Betroffen sind insbesondere Jagdhunde wie der Labrador Retriever. Auch in den Sommermonaten, wenn die Temperaturen außen wärmer sind als das Wasser, kommt die Krankheit vor.
Die schmerzhafte Wasserrute veranlasst viele Hunde, eine Schonhaltung einzunehmen. Manche halten sogar Harn und Kot ein. Wenn Dein Vierbeiner Symptome der Wasserrute zeigt, solltest Du einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker aufsuchen.
Vorbeugen gegen die Wasserrute:
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exzessives Spielen und Arbeiten am Wasser bei kalten Temperaturen meiden
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den Hund nach dem Schwimmen möglichst gut abtrocknen
Hund mit Wasservergiftung
Zu viel Wasser geht nicht? Doch, eine sogenannte Hyperhydratation oder Wasservergiftung kommt in der warmen Jahreszeit häufiger vor. Dein Hund nimmt in solch einem Fall mehr Wasser auf als sein Körper braucht, etwa ein Drittel seines Gewichts. Stärker gefährdet sind also Welpen oder kleine Rassen. Bei langen Aufenthalten am Wasser kommt es oft unbemerkt zu Hyperhydratationen, wenn Dein Hund z.B. im Wasser Bälle holt oder viel Apportierarbeit leistet.
Wenn zuviel Wasser aufgenommen wird, gerät der Hundekörper durcheinander. Die Zellen, auch im Hundehirn, schwellen an, da sie versuchen, wertvolle Elektrolyte wie Salze und Mineralstoffe zu speichern. Ein hoher Druck entsteht, der sich auch auf die Lunge auswirken und ein Lungenödem auslösen kann. Unbehandelt kann dieses wiederum zu Atemnot, Krämpfen und schließlich zum Tod führen. Auch die Leber und die Nieren können Schaden erleiden.
An folgenden Symptomen erkennst Du eine Hyperhydratation bei Hunden:
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Abgeschlagenheit
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Zittern und Schwanken
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Erbrechen oder starkes Speicheln
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Atemnot
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ein stark aufgeblähter Bauch
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blasse Schleimhäute
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erweiterte Pupillen
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Koordinationsstörungen bis zu Zuckungen, Krämpfen und Bewusstlosigkeit
Oft treten diese Symptome erst auf, wenn Du mit Deinem Hund längst wieder zuhause bist. Ein schnelles Handeln ist dann lebenswichtig. Das Tier muss schnellstmöglichst zum Arzt. Dort erhält Dein Hund eine Infusion und die fehlenden Elektrolyte. Einer Hyperhydratation kann leicht vermieden werden. Versuche also bei Arbeit und Spiel am Wasser, Pausen und Ruhe einzubauen.
Verantwortungsvoller Badespaß mit Vierbeinern
Wichtig ist, dass Du Deinen Liebling beim Badespaß im Auge behältst. Letztendlich kann der Mensch Verunreinigungen, die von Menschen stammen (scharfkantige Dosen, Glasscherben, Plastik oder Abfall) am besten erkennen. Wenn Du dann noch darauf achtest, dass die Gewässer sauber und freigegeben sind, dann stehen unbeschwerten Tagen am Wasser nichts mehr im Wege.