Endlich heißt es runter vom Sofa und raus in die Natur. Das gute Wetter lädt zum langen Gassigehen mit deinem Vierbeiner ein. Doch Achtung - warum Du es mit dem Gassigehen nicht übertreiben solltest und was Du sonst noch beachten kannst, damit Dein Hund fit in den Sommer startet, erklärt unser Tierarzt Philipp Schledorn im Interview.
AniForte®: Gassigehen in der freien Natur ist doch immer sinnvoll für Hunde. Kann man dabei überhaupt etwas falsch machen?
Tierarzt: Jein, natürlich gibt es kein schlechtes Wetter fürs Gassigehen. Die meisten Tierhalter gehen weniger gerne bei Schnee und Regen Gassi, aber vielen Hunden ist die Witterung egal. Das „verhunzte Wetter“ bzw. „Hundewetter“ ist also nur eine Wahrnehmung des Menschen. Wenn es wieder richtig warm wird, sollte man aber darauf achten, dass man die Länge des Gassigehens langsam steigert. Auch Hunde bauen ihre Kondition auf und sollten nicht von 0 auf 100 mit einer Wanderung starten.
AniForte®: Gibt es Hunde, mit denen man nicht lange Gassi gehen oder lange Radtouren machen sollte?
Tierarzt: Ja, ältere Hunde, die an Arthrose leiden, sollten uns grundsätzlich nicht auf langen Fahrradtouren begleiten, vor allem nicht auf asphaltierten Böden. Um die Gelenkfunktion natürlich zu unterstützen, können Ergänzungsfuttermittel mit Collagen und Grünlippmuschel, wie jeweils unsere AgilityVET Tabs oder Grünlippmuschel Kapseln, sinnvoll sein. So können wir auch unseren älteren Lieblingen einen bewegungsreichen und schmerzfreien Sommer ermöglichen.
AniForte®: Woran erkenne ich, dass mein Hund Arthrose hat?
Tierarzt: Meistens merkt der Hundehalter selbst, dass sich etwas bei seinem Tier verändert hat. Wenn der Hund beispielsweise Schwierigkeiten beim Aufstehen oder Hinlegen hat, die er vorher nie hatte. Arthrose beim Hund erkennt man daran, dass sie häufiger liegen und beim Gassigehen deutlich inaktiver sind. Das heißt, sie laufen nicht mehr jedem Ball nach, springen nicht mehr hoch und rennen auch nicht mehr vorne weg. Ein weiteres Symptom für Arthrose beim Hund ist ein steifer Gang nach dem Aufstehen oder eine ungewöhnliche Belastung der Beine. Manche unserer Lieblinge fangen auch an, sichtbar zu lahmen. Wenn man die Diagnose dann vom Tierarzt bestätigt bekommt, sollte man künftig lieber auf langes Gassigehen verzichten.
AniForte®: Gilt das auch für Hunde mit anderen Einschränkungen?
Tierarzt: Herzkranke, alte und übergewichtige Hunde sollten vor allem am frühen Morgen und in den späteren Abendstunden bei milderen Temperaturen ihr Gassigehen unternehmen. Auch brachycephale (kurzköpfige/ rundköpfige) Rassen wie Möpse, Bulldoggen oder Pekinesen sollten möglichst nicht während der wärmeren Tageszeiten bewegt werden. Vielmehr ist es ratsam für diese Tiere kühle Rückzugsorte in der Wohnung oder im Garten geschaffen werden.
AniForte®: Welche Risiken für Hunde mit viel Bewegung im Freien kennen Sie noch aus Ihrer täglichen Praxis?
Tierarzt: Was ich immer wieder beobachten kann, sind kleinere Verletzungen mit Grannen, das sind Pflanzenkörper mit kleinen Widerhaken. Im Sommerfeld oder auf der grünen Wiese verhaken sich diese beispielsweise im Zehenpfotenbereich und sorgen dort für Entzündungen. Kontrollieren Sie deshalb nach jedem Gassigehen die Zwischenzehenregion sowie Nase und Ohren Ihres Lieblings, um die kleinen widerspenstigen Pflanzenkörper aufzuspüren. Um auf Nummer sicher zu gehen, können die Ohren mit unserem Ohrenreiniger Hund nach dem Gassigehen kurz sauber gewischt werden.
Erst gestern musste ich eine Granne aus den oberen Atemwegen eines süßen Mopses entfernen, seine Symptome waren einseitiger Nasenausfluss und ein vermehrtes – selbst für einen Mops – untypisches nasales Atemgeräusch. Wenn man die Grannen früh genug entfernt, besteht kein Anlass zur Sorge.
AniForte®: Was kann man tun, wenn sich eine Entzündung aufgrund der Granne gebildet hat?
Tierarzt: Meistens erkennt man eine Entzündung, weil der Hund lahmt oder extrem im Zwischenzehenbereich leckt. Dann sollte man dringend die betroffene Stelle, die eine Schwellung aufweist, beim Tierarzt aufschneiden und die Granne entfernen lassen. Gleiches gilt natürlich für alle anderen Körperregionen.
AniForte®: Wie erkennt man nach dem Gassigehen Grannen bei seinem Hund?
Tierarzt: Grannen in der Nase des Hundes bemerkt man oft durch das auffällige Niesen des Vierbeiners. Gefährlich wird es, wenn die Granne in die Lunge wandert, wo es zu Absäßen kommen kann. Deshalb ist schnelles Handeln wichtig. In der Augenregion kratzen sich Hunde bei Grannenbefall und man kann wässrigen bis eitrigen Ausfluss beobachten. Ist die Ohrregion betroffen, schütteln sich Hunde nach dem Gassigehen auffällig und kratzen sich übermäßig viel. Auch hier ist ein Tierarztbesuch unbedingt anzuraten, da der Vierbeiner von den Widerhaken der Grannen bleibende Schäden davontragen kann.
AniForte®: Wie steht es mit dem Parasitenbefall im Sommer?
Tierarzt: Flöhe und Zecken erwachen im Sommer. Bevor Sie Ihre Lieblingsvierbeiner in die Wiese schicken, sollten Sie diese mit natürlichen Prophylaxemitteln wie unser ZeckenSchild oder Spot On für Hunde versorgen. Diese machen einen Befall unwahrscheinlicher. Gegen Zecken kann man auch Zeckenmittel für Hunde verwenden oder sein Tier mit einem Spray aus ätherischen Ölen vor Flöhen schützen.
AniForte®: Wie kann ich kontrollieren, ob mein Vierbeiner unter Hundeflöhen leidet?
Tierarzt: Am leichtesten geht das mit einem Flohkamm. Streichen Sie an der hinteren Rückenlinie Ihres Hundes entlang, um dort gegebenenfalls Flohkot nachzuweisen. Schütteln Sie nach dem Kämmen den Flohkamm vorsichtig in ein Tuch aus und untersuchen sie dieses auf kleine braune Kiesel. Wenn sich solche finden lassen, dann hat Ihr Vierbeiner leider Hundeflöhe. Diese sollten Sie so schnell wie möglich beim Tierarzt oder Tierheilpraktiker behandeln lassen, da sie sonst auch auf Menschen und andere Tiere übergehen können.
AniForte®: Was kann passieren, wenn ein Flohbefall unbehandelt bleibt?
Tierarzt: Dann können sich sogenannte Hot Spots beim Hund bilden, also lokale nässende Hautentzündungen. Manchmal holen sich unsere Vierbeiner diese auch beim Spielen in Brennnesseln oder einfach beim Herumtoben durch kleine oberflächliche Verletzungen. Auch heute habe ich bereits vier Hunde mit Hot Spots behandelt. Diese juckenden und geröteten Hautirritationen, treten vor allem in der Kopfregion bei Hunden mit langem und dichtem Fell auf, zum Beispiel bei Neufundländern, Retrievern und Bernhardinern. Wie bei der Parasitenprophylaxe gilt auch hier: eine regelmäßige Kontrolle des Fells von Kopf bis Fuß zahlt sich immer aus.
AniForte®: Auf was sollte ich noch achten, wenn ich mit meinem Hund draußen Gassi gehe?
Tierarzt: Viele Hunde trinken gerne aus Pfützen und Bächen. Im Sommer leben hier die Larven und Eier von Parasiten. Um einer Belastung mit Parasiten vorzubeugen, kann man mit WermiX zufüttern, anstatt später aufwendig Nachsorge zu betreiben.
AniForte®: Welche Tipps würden Sie unseren Hundehaltern für die besonders heißen Tage mit auf den Weg geben?
Tierarzt: Wenn die Temperaturen extrem steigen, sollten Sie – ähnlich wie bei uns Menschen – langes Gassigehen auf Asphalt und Teerwegen vermeiden und stattdessen Waldwege vorziehen. Es gibt immer wieder Fälle von Hunden mit Hitzschlag. Auch dieses Jahr habe ich bereits die ersten Tiere bei mir in der Klinik behandeln müssen. Lassen Sie Ihren Hund während des Sommers deshalb nie in Ihrem Auto alleine, auch wenn es nur für eine kurze Zeit ist, zum Beispiel um Ihren Einkauf erledigen. Wenn ich einen solchen Fall bei hohen Temperaturen beobachte, verständige ich die Polizei, um den Hund zu schützen.
AniForte®: Wie kann ich feststellen, ob mein Hund beim Gassigehen überhitzt oder überlastet ist?
Tierarzt: Hundehalter stellen bei hohen Temperaturen schnell fest, wenn ihr Tier überanstrengt ist. Die Vierbeiner haben dann eine erhöhte Atemfrequenz und atmen sehr angestrengt in den Bauch. Auch vermehrtes Hecheln kann man dann beobachten. Sorgen Sie in diesen Fällen für Abkühlung und gehen Sie mit Ihrem Hund aus der Sonne. Begibt sich Ihr Liebling in die Seitenlage oder hat er Fieber über 39 Grad, sollten Sie dringend zum Tierarzt gehen. Hunde reagieren ähnlich wie wir auf Hitze und freuen sich genauso darauf, wieder in den See zu springen oder über eine Wiese zu laufen. Achten Sie einfach darauf, ob Ihr Tier gut gelaunt ist und sich normal verhält, dann steht auch an warmen Tagen der Bewegung im Freien nichts im Wege.
AniForte®: Vielen Dank für das Gespräch.
Tierarzt: Danke für die Einladung. Ich wünsche allen Hunden, Frauchen und Herrchen einen wunderbaren Sommer.